Standheizung vs. HSD - Das Experiment
Verfasst: 27.01.2017, 00:04
In meinem HSD ist eine Standheizung verbaut. Bei den aktuell sehr niedrigen Außentemperaturen, reichen 20 Minuten nur noch gerade so, eine dünn gefrorene Scheibe anzutauen, aber nicht um den Innenraum zu erwärmen. Nach dem losfahren merke ich dann auch, dass es noch eine Weile dauert, bis der HSD in den EV-Modus wechselt, was ganz klar ein Zeichen ist, dass die Heizzeit zu kurz ist. Klar, könnte man länger einstellen, aber mich hat das nachdenklich gemacht. Die Abgase des Verbrenners gehen ja durch den KAT. Der HSD hat eine Kraftwärme-Kopplung, die auch im Stand genutzt werden kann (Akku lädt). Also müsste es doch in Summe sinnvoller sein, den Motor warmlaufen zu lassen. Verboten, OK, aber angesicht dessen, dass Hybridfahrzeuge langsam den Exotenstatus verlieren, ändert sich da vielleicht auch mal das Gesetz.
Meine Rahmenbedingungen:
18km Weg auf Arbeit, die ersten Kilometer gehen durch den Ort (30, 50, Ampeln) so, dass der Verbrenner viel im Stand oder bei niedrigen Geschwindigkeiten ohne Leistungsabruf läuft.
Vergleichsverbrauch ca. 6,2 l/100km lt. BC auf dem Weg zur Arbeit mit 20 Minuten Standheizung zuvor. Für die Standheizung gibt der Hersteller 0,6l/h an, was bei 20 Minuten ca. 0,2l bedeutet. Auf die 18km Arbeitsweg umgerechnet ergibt sich damit ein neuer Schnitt: 7,3l/100km
Für den Versuch habe ich den Motor gestartet und das Fahrzeug manuell mechanisch verschlossen, damit keiner wegfahren kann.
Tag 1:
Akku hatte bei Abfahrt 2 Balken (bewusst "leer" gefahren), bei Ankunft 6 Balken.
Motor lief im Stand ca. 16 Minuten bis Abfahrt.
Der Innenraum war angenehm warm - deutlich wärmer als mit 20 Minuten Standheizung. Die Vorlaufzeit soll an Tag 2 auf etwa die Hälfte reduziert werden.
Die EV-Lampe ging nach weniger als 1km an - deutlich früher als bei 20 Minuten Standheizung.
Die Verbrauchsanzeige hat mich während der Fahrt einfach nur geschockt. Am Ende zeigte sie aber 7,4 l/100km an. Also gerade 0,1 l/100km mehr als bei Standheizungsnutzung. Die Akku-Ladung rechne ich hier noch nicht gegen. Rechnet man das zurück, hat der Auris effekt nur 0,23 Liter in den 16 Minuten verbraucht*, also nur minimal mehr als die Standheizung.
Ich bin gespannt auf Tag 2, wenn ich die Zeit verkürze
*natürlich hat er in den 16 Minuten mehr verbraucht, aber dafür hinterher eingespart
Tag 2:
Akku hatte bei Abfahrt 3 Balken, bei Ankunft 6 Balken.
Motor lief im Stand ca. 4 Minuten. Der Akku war dann schon auf 6 Balken und mit abschalten der Lüftung ging auch die EV-Lampe an und der Motor aus.
Aber warm war es nicht wirklich und es dauerte ca. 3km bis mi Lüftung an bis die HSD-Lampe anging.
Am Ende waren es 6,9 l/100km, die der BC anzeigte.
Aber: Der Motor lief viel zu kurz. Für Tag 3 habe ich mir ca. 8-10 Minuten vorgenommen. Da ich früh aber extra raus muss (und das nicht mit nassen Haaren machen will), ist es schwierig den Moment abzupassen.
Tag 3:
Leider hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war ca. 5° wärmer, so dass sich die Zahlen nicht vergleichen lassen. Ich möchte daher nur meinen subjektiven Eindruck wiedergeben.
Mit 8 Minuten Warmlaufen scheine ich ziemlich nah am Optimum gewesen zu sein. Der Innenraum war angenehm warm, vielleicht ein klein bisschen Kühler wie an Tag 1, aber miimal. Nach etwas mehr als 1km ging die EV-Lampe an, also etwas länger als am 1. Tag und deutlich früher als am 2. Tag.
Am Ende zeigte der BC 6,8 l/100km an, also ein Wert der innerhalb der kleinen Messreihe nicht plausibel ist. Aber es war ja wärmer.
Dennoch breche ich das Experiment hier ab, da es formal illegal ist und wir hier auch ein paar "wachsame Nachbarn" haben. Zudem ist es unbequem/schwierig mehr als 5 und weniger als 10 Minuten vor Abfahrt zum Auto zu gehen, es anzulassen und mechanisch abzuschließen.
Fazit:
Auch wenn an Tag 3 die Temperatur vergleichbar gewesen wäre sollte eins nie vergessen werden: Die BC-Werte müssen nicht die Realität wiederspiegeln. Über ganze Tankfüllungen habe ich ca. 0-10% Abweichungen vom BC gehabt, wobei es auf einzelne Strecken sicher noch größere Ausreißer gibt.
Dennoch zeigen die Zahlen klar eine Richtung auf: Durch die Kraftwärem-Kopplung und das Vorheizen des KATs kann das Warmlaufen lassen Verbrauchsvorteile gegenüber eine Standheizung haben. Auch wenn bei Tag 1 ein geringer Mehrverbrauch rauskaum, darf man nicht vergessen, dass die Standheizung den Innenraum (beim Vergleichswert) nicht annähernd auf die gleiche Temperatur gebracht hat.
Toyota hat Dank Kraft-Wärme-Kopplung beim HSD ein enormes Potential eine Standheizung in Software umzusetzen. Zulassungstechnisch wäre das sicher eine Hürde, aber das ist ein anderes Thema. Mit dem EHR könnte das ganze noch effizienter gestaltet werden. Anfangs hatte ich Bedenken, dass ein voller Akku den Verbrenner abschaltet. Aber die 16 Minuten am 1. Tag haben gezeigt, dass das scheinbar auch geht. Falls nicht würde ich einen "Tauchsieder" im Kühlkreislauf vorschlagen, der überschüssigen Strom verbraucht und die Vorheizung unterstützt.
In Japan hatte Toyota die Hybride auch schon zur Notstromversorgung eingesetzt. In der Technik stecken also noch viele Anwendungsmöglichkeiten und es wäre schon, wenn das ein oder andere es auch bis zum Verbraucher schafft.
Das Wetter im Moment aber speziell auch das Experiment haben mich doch sehr nachdenklich bzgl. reinen E-Autos gestimmt. Bezüglich unserer Hybride hat es mich darin bekräftigt, dass dieses Prinzip auch in den nächsten Jahren noch als Maß der Dinge anzusehen ist. Es ist kein fauler Kompromis ist, bei die Nachteile verheiratet wurden. Vielmehr wurden diese weitgehendt eleminiert und die Vorteile sind nutzbar.
Meine Rahmenbedingungen:
18km Weg auf Arbeit, die ersten Kilometer gehen durch den Ort (30, 50, Ampeln) so, dass der Verbrenner viel im Stand oder bei niedrigen Geschwindigkeiten ohne Leistungsabruf läuft.
Vergleichsverbrauch ca. 6,2 l/100km lt. BC auf dem Weg zur Arbeit mit 20 Minuten Standheizung zuvor. Für die Standheizung gibt der Hersteller 0,6l/h an, was bei 20 Minuten ca. 0,2l bedeutet. Auf die 18km Arbeitsweg umgerechnet ergibt sich damit ein neuer Schnitt: 7,3l/100km
Für den Versuch habe ich den Motor gestartet und das Fahrzeug manuell mechanisch verschlossen, damit keiner wegfahren kann.
Tag 1:
Akku hatte bei Abfahrt 2 Balken (bewusst "leer" gefahren), bei Ankunft 6 Balken.
Motor lief im Stand ca. 16 Minuten bis Abfahrt.
Der Innenraum war angenehm warm - deutlich wärmer als mit 20 Minuten Standheizung. Die Vorlaufzeit soll an Tag 2 auf etwa die Hälfte reduziert werden.
Die EV-Lampe ging nach weniger als 1km an - deutlich früher als bei 20 Minuten Standheizung.
Die Verbrauchsanzeige hat mich während der Fahrt einfach nur geschockt. Am Ende zeigte sie aber 7,4 l/100km an. Also gerade 0,1 l/100km mehr als bei Standheizungsnutzung. Die Akku-Ladung rechne ich hier noch nicht gegen. Rechnet man das zurück, hat der Auris effekt nur 0,23 Liter in den 16 Minuten verbraucht*, also nur minimal mehr als die Standheizung.
Ich bin gespannt auf Tag 2, wenn ich die Zeit verkürze
*natürlich hat er in den 16 Minuten mehr verbraucht, aber dafür hinterher eingespart
Tag 2:
Akku hatte bei Abfahrt 3 Balken, bei Ankunft 6 Balken.
Motor lief im Stand ca. 4 Minuten. Der Akku war dann schon auf 6 Balken und mit abschalten der Lüftung ging auch die EV-Lampe an und der Motor aus.
Aber warm war es nicht wirklich und es dauerte ca. 3km bis mi Lüftung an bis die HSD-Lampe anging.
Am Ende waren es 6,9 l/100km, die der BC anzeigte.
Aber: Der Motor lief viel zu kurz. Für Tag 3 habe ich mir ca. 8-10 Minuten vorgenommen. Da ich früh aber extra raus muss (und das nicht mit nassen Haaren machen will), ist es schwierig den Moment abzupassen.
Tag 3:
Leider hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war ca. 5° wärmer, so dass sich die Zahlen nicht vergleichen lassen. Ich möchte daher nur meinen subjektiven Eindruck wiedergeben.
Mit 8 Minuten Warmlaufen scheine ich ziemlich nah am Optimum gewesen zu sein. Der Innenraum war angenehm warm, vielleicht ein klein bisschen Kühler wie an Tag 1, aber miimal. Nach etwas mehr als 1km ging die EV-Lampe an, also etwas länger als am 1. Tag und deutlich früher als am 2. Tag.
Am Ende zeigte der BC 6,8 l/100km an, also ein Wert der innerhalb der kleinen Messreihe nicht plausibel ist. Aber es war ja wärmer.
Dennoch breche ich das Experiment hier ab, da es formal illegal ist und wir hier auch ein paar "wachsame Nachbarn" haben. Zudem ist es unbequem/schwierig mehr als 5 und weniger als 10 Minuten vor Abfahrt zum Auto zu gehen, es anzulassen und mechanisch abzuschließen.
Fazit:
Auch wenn an Tag 3 die Temperatur vergleichbar gewesen wäre sollte eins nie vergessen werden: Die BC-Werte müssen nicht die Realität wiederspiegeln. Über ganze Tankfüllungen habe ich ca. 0-10% Abweichungen vom BC gehabt, wobei es auf einzelne Strecken sicher noch größere Ausreißer gibt.
Dennoch zeigen die Zahlen klar eine Richtung auf: Durch die Kraftwärem-Kopplung und das Vorheizen des KATs kann das Warmlaufen lassen Verbrauchsvorteile gegenüber eine Standheizung haben. Auch wenn bei Tag 1 ein geringer Mehrverbrauch rauskaum, darf man nicht vergessen, dass die Standheizung den Innenraum (beim Vergleichswert) nicht annähernd auf die gleiche Temperatur gebracht hat.
Toyota hat Dank Kraft-Wärme-Kopplung beim HSD ein enormes Potential eine Standheizung in Software umzusetzen. Zulassungstechnisch wäre das sicher eine Hürde, aber das ist ein anderes Thema. Mit dem EHR könnte das ganze noch effizienter gestaltet werden. Anfangs hatte ich Bedenken, dass ein voller Akku den Verbrenner abschaltet. Aber die 16 Minuten am 1. Tag haben gezeigt, dass das scheinbar auch geht. Falls nicht würde ich einen "Tauchsieder" im Kühlkreislauf vorschlagen, der überschüssigen Strom verbraucht und die Vorheizung unterstützt.
In Japan hatte Toyota die Hybride auch schon zur Notstromversorgung eingesetzt. In der Technik stecken also noch viele Anwendungsmöglichkeiten und es wäre schon, wenn das ein oder andere es auch bis zum Verbraucher schafft.
Das Wetter im Moment aber speziell auch das Experiment haben mich doch sehr nachdenklich bzgl. reinen E-Autos gestimmt. Bezüglich unserer Hybride hat es mich darin bekräftigt, dass dieses Prinzip auch in den nächsten Jahren noch als Maß der Dinge anzusehen ist. Es ist kein fauler Kompromis ist, bei die Nachteile verheiratet wurden. Vielmehr wurden diese weitgehendt eleminiert und die Vorteile sind nutzbar.