Ich habe zwar auch schon über solche Angebote nachgedacht, aber irgendwie ist das nichts für mich. Dafür bin ich dann doch zu akribisch und penibel und ich würde garantiert 1000 Sachen finden, die nicht richtig gemacht worden sind und mich dann drüber ärgern. Gerade über Mr. Wash kam vor einiger Zeit auch mal eine Doku, wo man einen Tag lang die Mitarbeiter begleitet hat, und der Zeitdruck ist wirklich enorm hoch. In so und so viel Minuten müssen so und so viele Fahrzeuge geschafft werden, da bleibt für ein prüfendes Auge und Gründlichkeit einfach keine Zeit.
Frühjahrsputz geht bei mir streng nach System, das beginnt erst mal damit, dass ich mir eine große Plastiktüte schnappe und erbarmungslos alles reinschaufle, was nicht direkt mit dem Auto zu tun hat - also Handschuhfächer leerräumen, Türfächer kontrollieren, Aufbewahrungsfächer in der Mittelkonsole plündern, unter den Sitzen rumkramen, Taschen an den Sitzlehnen leeren und alles aus dem Kofferraum raus. Bis auf Reifenpannenset und Fußmatten bleibt absolut nichts im Innenraum. Dann werden sämtliche Türen und Klappen aufgemacht und Blätter, kleine Äste und Schmutzreste mit 'nem feuchten Lappen aus allen Rillen entfernt. Zusätzlich behandle ich alle Dichtungen mit einem Gummipflegestift.
Grundsätzlich investiere ich in anständige Mikrofaser, das ist schon mehr als die halbe Miete. Dann fahre ich in die Waschstraße im Nachbarort, die vor ein paar Jahren eröffnet hat. Die sind zwar ziemlich teuer (das Basisprogramm beginnt bei 11 €, bis zur Premiumpflege geht es bis 19 €), aber die Anlage ist sehr gut gewartet, die Mitarbeiter leisten gute Vorarbeit und der Wagen kommt jedes Mal wirklich blitzblank aus der Anlage. Da muss ich außen bis auf das Nachwischen, um die Restfeuchtigkeit aufzunehmen, wirklich nichts mehr machen. Für den Frühjahrsputz leiste ich mir das Rundumpaket mit Unterbodenwäsche, Schaumwachs und dem ganzen Gedöns. Darf ein Mal im Jahr ruhig sein.
Auf dem Hof gibt es dann kostenlose Mattenreiniger und Staubsauganlagen, die werden dann natürlich auch genutzt. Mit dem Sauger geht's in absolut jede Ritze, dauert dann zwar gute 20 Minuten, ist dann aber auch sauber. Die Mattenreiniger sind sogar richtige Mattenwaschmaschinen und keine einfachen Klopfapparate, sprich die Matten werden angefeuchtet, eingeschäumt, gebürstet, gespült und abgesaugt. Sind danach zwar etwas feucht, aber das verdunstet über Nacht. Für den Innenraum nutze ich bei den Armaturen die Cockpit-Pflegetücher vom dm, die sind für den Preis wirklich sehr gut. Binden den Staub sehr gut und entfernen Fettabdrücke wirklich klasse, hinterlässt zudem ein schönes Finish auf den Materialien und lässt sie nicht so stumpf und ungepflegt aussehen. Darüber dann mit einem fusselfreien Mikrofaser hinterher, dass keine Schlieren entstehen.
Für die Scheiben bedien ich mich bei mir im Haushalt und entführe meinen Kärcher Fenstersauger (absoluter Kauftipp, wenn ihr mal ein paar Mäuse übrig habt), die Scheiben werden einfach eingeschäumt und abgesaugt, da man den Kärcher auch kopfüber verwenden kann, kommt man auch an der Frontscheibe bis unten ran. Den Rest dann mit 'nem Trockentuch aufnehmen und wieder mit dem fusselfreien Mikrofaser hinterher, da bleibt keine Schliere zurück. Die Spiegel im Innenraum (Rückspiegel, Kosmetikspiegel) werden nur trocken gewischt, da die ja kaum dreckig werden. Die Polster werden mit Reinigungstüchern abgewischt und nochmal abgesaugt, genauso die gesamte Innenauskleidung an Türen, Dachhimmel und Fußboden, zusätzlich wird alles mit Duftneutralisierungsspray behandelt. Die Pedale werden mit der Bürste geschrubbt und nochmal feucht + trocken abgewischt, danach haben sie wieder 'nen schönen Grip.
Danach geht's zum Volltanken plus "Frühjahrsputz" im Bordcomputer -> alles Nullen, Uhrzeit überprüfen, Einstellungen checken. Radio wird auch nicht verschont, Geräteliste durchgehen, ob ich etwas löschen kann, Telefonbucheinträge prüfen, solche Sachen. Es werden alle Spiegel auf ihre korrekte Einstellung überprüft, dann werden alle Reifen auf Luftdruck gecheckt und gegebenenfalls nachgefüllt, ebenso wird die komplette Beleuchtung auf Funktionsfähigkeit geprüft. Zum Schluss gibt es dann noch ein Duftbäumchen (Variante Echtleder, mein Favorit
) in den Innenraum. Dann muss ich nur noch wichtige Basissachen zurück in's Auto packen (Bordhandbuch, Parkscheibe, Einkaufschips, Notfallgroschen für's Tanken), und damit ist mein Frühjahrsputz abgeschlossen.
Damit bin ich zwar einen guten Nachmittag beschäftigt, macht mir aber jedes Jahr sehr viel Spaß und man kann hinterher wirklich stolz auf sich sein, wenn das Baby wie ein Neuwagen glänzt. Ich bin auch schon von anderen Fahrzeugpflegenden positiv darauf angesprochen worden, da lohnt sich der Aufwand doch gleich doppelt (und 'ne gute Motivationsspritze ist es auch, wenn man nach zwei Stunden keine Lust mehr hat).
Manche finden's auch völlig übertrieben ("Ist doch nur ein Auto!"), aber das stört mich nicht. Ich mach's ja nur ein Mal im Jahr, und für den Werterhalt des Fahrzeugs ist dieses Ritual für mich essenziell. Mal ganz abgesehen davon, dass dadurch auch mein innerer Perfektionismus befriedigt wird, und in so einem schönen, glänzenden Auto fährt es sich eben doch am besten.