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Beitrag
von argon » 25.08.2015, 15:30
Sehr interessantes Thema, zu dem ich gerne meine Meinung teilen möchte.
Ich scheue mich absolut nicht davor, den Leuten einen akustischen Denkzettel zu verpassen, wenn sie mir im Weg rumstehen. Dazu möchte ich eine kleine Story erzählen, die mir vor einiger Zeit passiert ist: ich wohne sehr zentral in der Innenstadt, die dazugehörigen Parkflächen sind allesamt reines Anwohnergebiet. Sprich: Nicht-Anwohner dürfen diesen Bereich nicht einmal zur Durchfahrt befahren (Ausnahme natürlich für Lieferdienste, insbesondere für die ansässigen Ladengeschäfte). In besagtem Fall kam ich am frühen Nachmittag nach Hause und wollte mir einen Parkplatz suchen, da lief eine Dame etwa um die Mitte-Ende 30 unbehelligt mitten auf der Straße und transportierte ihre Einkäufe zum Wagen. Dazu möchte ich anmerken, dass hier beidseitig Bürgersteige vorhanden sind, sie behinderte also ohne jeden Grund den Verkehr. Nachdem sie auf meine Zurufe aus dem Auto heraus nicht reagierte und keine Anstalten machte, zur Seite zu gehen, habe ich nach einer halben Minute im absoluten Schleichtempo (Zeiger auf 0) mal beherzt auf die Hupe gedrückt - zu diesem Zeitpunkt war ich ca. einen halben Meter hinter ihr.
Nachdem sie begonnen hatte, den zur Hälfte herausgeschleuderten Inhalt ihres Einkaufskorbs wieder einzusammeln (ich hatte das Fenster noch unten), wurde sie sofort ausfällig, begann mich zu beschimpfen und drohte mit Anzeige. Ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte, ihr fast zum Herzinfarkt zu "verhelfen", mir gehöre sofort der Führerschein entzogen, ich sei eine Gefahr für meine Mitmenschen und eine unvergleichliche Bedrohung im Straßenverkehr, sie würde mich auf jeden Fall anzeigen wollen (warum, hat sie mir nicht verraten), dass ich mich nicht schämen würde, und so weiter.
Nachdem ich 10 Meter weiter geparkt hatte und die Dame inzwischen (weiterhin lauthals fluchend) ihr Fahrzeug erreicht hatte, sah ich auch anhand des Kennzeichens, dass sie hier definitiv keine Anwohnerin sein kann und sie demzufolge hier auch gar nichts zu suchen hat. Als ich ihr das deutlich gemacht und diesbezüglich (konkret belegbar und in diesem Fall auch berechtigt) ebenfalls mit Anzeige gedroht habe, wurde das Fluchen schon deutlich zurückhaltender.
Was ich der Dame dann deutlichst zu verstehen gegeben habe, kann ich auch jedem anderen nur genauso entgegenbringen: wer sich in Arealen aufhält, in denen regelmäßig Fahrzeuge verkehren, der muss auch damit rechnen, dass jederzeit ein Fahrzeug vorbeikommen kann, und hat sich dementsprechend umsichtig zu verhalten. Jedem Volltrottel dürfte es einleuchten, dass man als Fußgänger auf der Fahrbahn nichts, aber auch gar nichts verloren hat.
Es ist mir durchaus klar, dass ich als Kraftfahrzeugführer eine besondere Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer zu wahren habe. Das ist auch grundsätzlich erst mal überhaupt kein Problem für mich. Ich persönlich muss dazu aber ganz klar sagen, dass diese besondere Rücksicht eben jenen schwächeren Verkehrsteilnehmern NICHT die Freiheit einräumt, sich im Straßenverkehr zu verhalten, wie sie es gerade lustig finden. Für die Radfahrer gilt auf öffentlichen Straßen genauso die StVO wie für alle anderen auch, und ebenso ist es wenig überraschend, dass auf Parkplätzen Autos fahren. Die Leute glotzen heutzutage überall hin: auf ihr Smartphone, auf ihren Gesprächspartner, oder einfach nur Löcher in die Luft, aber bloß nicht da hin, wo sie gerade hinlaufen. Für mein Verständnis ist das schlichtweg Blödheit, und ich wüsste nicht, warum ich das auch noch mit besonderer Rücksicht honorieren sollte. Dass ich als Autofahrer auf Parkplätzen mit Fußgängern rechnen muss, ist klar - daher fahre ich auch entsprechend langsam und umsichtig, bin jederzeit bremsbereit und auf mögliche Zusammenstöße vorbereitet. Wenn mir jetzt aber trotzdem einer ohne zu glotzen direkt vor bzw. seitlich in's Auto rennt (oder besser gesagt kurz davor ist), habe ich überhaupt keine Hemmungen, mal ordentlich auf die Hupe zu hauen. Ich hoffe sogar, dass sich die Leute ordentlich erschrecken, damit es sie eine Weile beschäftigt und sie mal ihr eigenes Verhalten im Straßenverkehr reflektieren. Gerade als klar benachteiligter Verkehrsteilnehmer sollte es doch in meinem eigenen Interesse liegen, auf meine Umwelt zu achten, damit ich mich selbst (und auch andere) nicht unnötig gefährde.
Kleinen Kindern predigt man es am laufenden Band: "Bevor du über die Straße gehst, schau nach links, schau nach rechts, ob auch wirklich kein Auto kommt, und dann darfst du rübergehen" oder auch "Schau immer da hin, wo du hinläufst" – alle wollen Vorbild sein, aber alle predigen es nur, anstatt es aktiv vorzuleben. Die Leute laufen einfach drauf los, ohne zu kucken, wo sie überhaupt hintreten. Auch ist es im Jahre 2015 kein Geheimnis mehr, dass Hybrid- und Elektroautos erhältlich sind und auch keine absoluten Exoten mehr im Straßenverkehr darstellen, demzufolge halte ich es nicht für zu hoch gegriffen, dass es den Menschen geläufig ist, dass Elektromotoren keine bzw. nur äußerst minimale Geräuschemissionen erzeugen.
Auch rein sachlich betrachtet halte ich ein beherztes Hupen für richtig und angebracht: gemäß § 16 Abs. 1 der StVO ist die Benutzung der Hupe erlaubt, wenn man sich oder andere Verkehrsteilnehmer gefährdet sieht. Wenn mir jetzt also einfach einer ohne zu glotzen vor's Auto rennt oder ein Radfahrer ohne vorherige Ankündigung quer über die Fahrbahn rast und demzufolge ein Zusammenstoß droht, ist das für mich eine Gefahrensituation, die die Betätigung der Hupe gestattet. Dass der andere aufschreckt, ist dabei doch nur wünschenswert, denn er soll ja auf die Leichtsinnigkeit seines Verhaltens aufmerksam gemacht werden – was soll man auch sonst machen, die Leute anhalten und auf die stille Treppe schicken? .denken
Ich denke dabei letztendlich auch, dass es überhaupt keine Rolle spielt, ob man nun HSD, Tesla oder LKW fährt – wer als schwächerer Verkehrsteilnehmer grundsätzlich keine Bereitschaft zur Umsicht zeigt, den interessiert ein tuckernder Diesel genauso wenig wie ein geräuschloser Hybrid. Anders verhält es sich natürlich bei Kindern und Tieren – denen fehlt schlichtweg das grundlegende Verständnis zur Einschätzung der Situation. Da drücke ich logisch nicht auf die Hupe, sondern halte an und steige ggf. auch aus, um die Straße frei zu machen. Von meinen erwachsenen Mitmenschen erwarte ich aber ein Mindestmaß an Verantwortungsbewusstsein. Ich habe es ehrlich gesagt satt, dass immer nur auf uns bösen Autofahrern rumgehackt wird, wir würden zu wenig Rücksicht nehmen, dabei verhalten sich Radfahrer und Fußgänger selbst meist wie die Axt im Wald – Rücksichtnahme sollte auf Gegenseitigkeit beruhen, und nicht als einseitige Grundbedingung gestellt werden.