Mein Auris TS HSD Tagebuch
Verfasst: 28.05.2015, 23:00
Mit der Anschaffung des Auris habe ich mich entschlossen eine Art Tagebuch (oder Monatebuch) zu pflegen, in dem ich meine Erfahrungen und Eindrücke hinterlasse. Zunächst, möchte ich mich aber kurz vorstellen: Ich bin Anfang 30 und mittlerweile im Großraum Stuttgart zu Hause.
Wie ich zum Auris kam
Bedingt durch einen Job-Wechsel kam ich in Verlegenheit mir mal wieder ein Auto privat zu kaufen. Ein Gebrauchter in der Golf-Klasse sollte her, aber möglichst ohen Kostentreiber wie Zahnriemen, anfällige Steuerketten, Partikelfilter, Turbo etc. Also ab zu den üblichen Gebrauchtwagenbörsen. Nach mehreren Firmenwagen habe ich mich an so einiges an Ausstattung gewöhnt, also habe ich darüber gesucht. Das Ergebnis war ernüchternd: Fast nur BMW 5er oder Mercedes E-Klasse – beides keine Fahrzeuge die ich privat unterhalten möchte.
Also ging die Suche nach einem Kompromiss los. Viel Ausstattung für schmales Geld und niedrige Kosten im Unterhalt führten mich zum Toyota Prius. Der Prius hat mich eh schon immer vom Antrieb her fasziniert und ich war auch schonmal einen Auris I HSD Probe gefahren. Als Handschalter-Fan konnte mich diese Automatik als erste überzeugen. Aber es war seinerzeit einfach nicht realistisch (Prius zu teuer, Auris I HSD zu kleiner Kofferraum). Ich hatte dann auch einen gebrauchten Prius III nur wenige Kilometer vom Wohnort beim Toyota-Händler entdeckt und das mit einer traumhaften Ausstattung (Solardach, Leder, Navi...). Es gab aber viele Kleinigkeiten, die mich beim Prius doch störten: Geräuschkulisse, Kofferraumabdeckung, keine Komfort-Blinker usw. Fast schon damit abgefunden, bin ich dann über den Auris TS HSD gestoßen, bei dem die Akkus nicht den Kofferraum verbauten. Und auch das Angebot des Händlers war interessant: Tageszulassung Auris Hybrid als Kombi mit gut 20% Nachlass gegenüber dem Listenpreis und das bei 1,99% effektivem Jahreszins. Das klang richtig gut und sollte noch besser werden. Die Ausstattung war in den mir wichtigen Punkten fast wie bei meinem Golf oder lässt sich nachrüsten. Bei einer Probefahrt konnte der Auris dann auch überzeugen. Nicht dass es eine „Liebesheirat“ werden sollte, eher eine „Zweckehe“. Wirklich emotional sportlich ist das Auto nämlich nicht – er hat andere Vorzüge.
Das Finanzierungsangebot kam ein paar Tage später und der Kauf war perfekt. Etwas abschreckend war die Versicherungseinstufung, aber irgendwas ist ja immer.
Und das ist er: Ein weißer Executive mit dem Xenon-Paket aus 2014 noch vor RDKS. Scheibentönung kommt noch, wobei ich da einem Profi mehr vertraue als der Toyota-Werkstatt. AHK ist schon halb verbaut. Standheizung – schau mer mal...
Der Kontrast zum Golf
„Mein“ altes Auto war ein Golf 7 als Variant mit 2 Liter Diesel (150PS) als Handschalter. Die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen – lediglich Vollleder und einige Assistenzsysteme habe ich im Konfigurator weggelassen. Auch wenn ich bisher jedes Auto einigermaßen sparsam gefahren bin, merkte ich doch eine etwas andere Einstellung, wenn der Sprit nichts kostet.
Außen wirkt der Golf viel sachlicher – bösartige Zungen würden langweiliger sagen – als der Auris. Aber immerhin hat er ein schöneres Heck bekommen als der Vorgänger, auch wenn mir sonst der Golf 6 besser gefallen hat. Auffällig ist, dass beim Golf die Räder irgendwie mit zum Auto gehören. Beim Auris wirken sie (vermutlich durch die riesigen Radkästen) wie ein Fremdkörper. Hier könnten die Designer bei zukünftigen Modellen nachbessern. Sonst finde ich den Auris wirklich schön.
Innen muss man die Sitze und das Cockpit voneinander trennen. Die Sitze in beiden Fahrzeugen sehen sich sehr ähnlich, sind es aber nicht. Die Sitze im Auris sind zwar nicht schlecht und man findet auch eine gute Sitzposition. Im Golf sind die Sitze aber besser und man findet eine nahezu perfekte Sitzposition. Die Beinauflage im Golf ist länger, die Sitzneigung lässt sich einstellen und es gibt mehr Seitenhalt. Auf der hinteren Sitzbank bietet (subjektiv) der Golf etwas mehr Platz.
Beim Cockpit kann Toyota mit (Kunst)-Leder im Armaturenbrett überraschen – das gibt’s beim Golf nicht. Die Materialanmutung ist sonst auf den ersten Blick sehr ähnlich. Auf den zweiten Blick merkt man, dass der Auris etwas einfacher ist. Da ich niemand bin, der permanent über das Plastik fast, muss es bei dieser Einschätzung bleiben.
Bei beiden Fahrzeugen sind Rundinstrumente verbaut, wobei beim Auris ein „Energeimesser“ anstelle des Drehzahlmessers verbaut ist. Ein HUD haben beide nicht. Der Tacho ist beim Golf durch die feinere Unterteilung bei niedrigen Geschwindigkeiten besser ablesbar. Auch sind die Zahlen beim Golf so angepasst, dass man sie, ohne den Kopf drehen zu müssen, gut ablesen kann. Die Bedienung unterscheidet sich im Detail (z.B. Lichtschalter) ist bei beiden aber weitgehend intuitiv. Der Tempomat geht beim Auris erst ab gut 40km/h rein, was sehr schade ist – so erfordert es einen sehr ruhigen rechten Fuß, um in einer 30er Zone die Geschwindigkeit zu halten.
Im Auris ist noch eine richtige Handbremse verbaut, im Golf eine elektrische Handbremse. Durch die Automatik braucht man beim Auris die Handbremse nur beim Abstellen des Fahrzeugs. Die elektrische Handbremse des Golfs (mit Feststellautomatik) arbeitet weitgehendst unauffällig. Manchmal löst sie sich etwas schwer, wobei es hierfür ein Software-Update geben soll.
Radio und Media ist auf den ersten Blick bei beiden ähnlich und gut. Der Golf hatte ein Navi, von dem ich aber nicht begeistert war. Mein Auris hat kein Navi, wobei das Navi des Auris auch nicht gerade das beste sein soll. Wirklich schlecht gelöst ist, das CD-Laufwerk des Golfs im Handschuhfach. Eine CD während der Fahrt zu wechseln ist nicht zu empfehlen, da zu Gefährlich. Der Golf hat 2 SD-Karten-Slots (einer ist für die Navi-Karte) und ein Media-IN mit proprietären Anschluss, für den es verschiedene Adapter gibt (z.B. USB, iPod). Der Auris hat ein USB- und ein AUX-IN, wobei die Ordnernavigation nicht so gelungen ist. Der Navi-Bildschirm und die Klimaregelung ist beim Golf zum Fahrer hingeneigt, beim Auris nicht. Das Touch-Display im Auris reagiert flotter und präziser als beim Golf.
Beim Ladeabteil nehmen sich beide nicht viel von den Zahlen her. Der Golf hat hinter den hinteren Radkästen links und rechts je ein kleines Ablagefach. Beim Auris ist alles eben. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Dem Auris fehlt die Durchlademöglichkeit (ohne Skisack hat die aber auch beim Golf wenig Sinn).
Die Ablagen vorne haben beide ihren Nutzen. Flaschenhalter sind in den Türen vorhanden, eine Mittelarmlehne mit Fach haben beide. Besonderheit beim Auris: in der Mittelarmlehne befindet sich ein kleines Dokumentenfach. Schade ist, dass die Mittelarmlehne beim Auris einige Zentimeter höher ist, als die Armablage in der Türverkleidung. Vergeblich habe ich auch das Fach unterm Beifahrersitz gesucht. Positiv hingegen ist das Handschuhfach des Auris. Im Gegensatz zu dem vom Golf lässt sich das weit besser nutzen.
Zu kritisieren sind die Getränkehalter beim Golf. Ich kann zwar nachvollziehen, was man sich dabei gedacht hat, aber scheinbar hat während der Entwicklung niemand versucht einen Pappbecher mit heißem Kaffee dort reinzudrücken. Oder aber er hat sich dabei so die Hand verbrüht, dass er seine Erkenntnisse nicht mehr Dokumentieren konnte.
Zur Klimatisierung und Heizung kann ich beim Auris noch nicht viel sagen. Beim Golf war ich definitiv froh, dass ich die Standheizung hatte. Im Winter hat er lange gebraucht, um warm zu werden. Die Sitzeizung empfand ich beim Golf als „normal“. Beim Auris war ich positiv überrascht. Diese hat zwar nur 2 Stufen, wobei die höhere Stufe quasi sofort für einen warmen Sitz sorgt.
Der Antrieb könnte unterschiedlicher nicht sein. Diesel Handschalter vs. Benzin-Hybrid Automatik. Beide haben ihren Reiz. Privat möchte ich aber keinen Turbo-Motor, weswegen die Wahl auf den Hybriden gefallen ist. Die Automatik war nur ein Beiwerk. Der Hybrid fährt sich wesentlich komfortabler. Böse Zungen würden auch hier langweilig oder emotionslos sagen. Der Diesel sorgt durch seinen Punch für mehr Emotionen, nervt aber im Stadtverkehr oder beim Stop&Go. Gewöhnungsbedürftig ist beim Auris, dass er subjektiv kaum beschleunigt. Man hat kein Gefühl dafür wieviel Leistung er hat und ob man bedenkenlos überholen kann. So langsam gewöhne ich mich aber daran und lerne es auch richtig einzuschätzen. Bei meinem ersten Diesel vor ein paar Jahren, war es genau andersrum. Der Motor hat durch den Punch eine Bärenkraft vermittelt. Beim ersten Überholvorgang merkte ich dann, dass es ein Blender ist. Es ist nichts passiert, aber ich hatte doch ziemlich feuchte Hände. Aber da habe ich mich auch dran gewöhnt.
Bei einer meiner letzten Fahrten mit dem Golf auf der Autobahn hatte ich einen Auris HSD am Ende einer Baustelle vor mir. Der Golf beschleunigt im 5. Gang bei 80km/h schlechter als der Auris HSD. Klar hätte ich noch in den 4. (oder gar 3.) Gang runterschalten können, aber das wäre alltagsfern gewesen.
Beim Fahrwerk ist der Golf deutlich straffer abgestimmt. Ich habe da nie einen Gedanken über ein Sportfahrwerk verschwendet. Der Auris hingegen ist komfortabler abgestimmt, aber auch nicht butterweich. An manchen Stellen vermittelt er ein bisschen wenig Rückmeldung, wobei das noch im Rahmen ist. An die (für mich) perfekte Abstimmung zwischen Sportlichkeit und Komfort aus dem 2008er Focus kommen beide nicht ran. Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang noch, dass der Golf auch jenseits der 200 super auf der Straße liegt. Das kenne ich bei Kombis in der Klasse auch anders (z.B. Focus) – manche fangen an mit der Hinterachse zu „tänzeln“. In den Geschwindigkeitsbereich kann der Auris als Hybrid nicht vordringen. Fürs Autobahnholzen habe ich ihn aber auch nicht gekauft. Beim Auris beschränke ich mich auf Reisegeschwindigkeiten im Bereich 130-140 km/h.
Ein ähnliches Bild bei der Lenkung: Beim Golf direkter, mehr Rückmeldung und Rückstellkräfte, fühlt sich sportlicher an.
Bei der Sicht habe ist mir bisher bei beiden nichts sonderlich Negatives aufgefallen. Einen deutlichen Unterschied bietet die Rückfahrkamera. Beim Golf lässt sie sich nach meinem Empfinden besser die Position des Fahrzeugs einschätzen. Vielleicht ist es aber auch der Gewöhnungseffekt, da ich den Auris noch nicht lange habe. Die Rückfahrkamera beim Golf klappt übrigens aus dem Logo heraus, so dass sie während der Fahrt geschützt ist. Beim Auris hängt sie permanent im Freien, so dass sie sicher ab und an gereinigt werden muss.
Zum Licht kann ich bisher noch nicht viel sagen, außer dass beide Bi-Xenon mit Kurvenlicht haben. In der finsteren Nacht bin ich bisher noch nicht gefahren. Die Lichtautomatik beim Golf hat besser gearbeitet. Die Fernlichtautomatik hatte der Golf nicht (hatte ich weggelassen, da sie nicht so gut arbeiten sollte) – beim Auris funktioniert sie mal gut, mal weniger gut. Ich habe fast das Gefühl, dass sich der Auris durch einem reflektiertes Verkehrsschild erschrickt, wenn er aufblendet.
Beim Verbrauch lassen sich die beiden nicht vergleichen, da das Streckenprofil ist ein Anderes ist und ich auf der Autobahn werde mit dem Auris Geschwindigkeiten jenseits der 150km/h vermeiden werde. Ich hoffe beim Auris um die 5 Liter/100km zu landen. Beim Golf lag ich meiste zwischen 5 und 6 Liter, je nach Strecke und Stressfaktor. Es gab Strecken, bei denen der Bordcomputer auch mal 4 Liter oder weit über 7 Liter angezeigt hat.
Nach ca. 2500km zeigt der BC vom Auris übrigens 4,8 Liter an, wobei ich es anhand der Tankbelege noch nicht nachgerechnet habe.
Zwischenfazit
Der Auris ist richtig europäisch geworden. Man bekommt mit ihm einerseits ein Auto, dass mit der europäischen Konkurrenz locker mithalten kann. Andrerseits bekommt man mit ihm – und das finde ich noch viel interessanter – einen Prius, der nicht aussieht wie ein Prius. Nichts gegen das Design des Prius, aber man bekommt mit dem Prius gleich den Öko-Stempel aufgedrückt. Im Auris ist man da eher „incognito“ unterwegs und provoziert sein Umfeld weniger. Die Hybrid- und HSD-Aufschrift verschwindet auch noch, so dass nur noch das blau hinterlegte Logo auf den Hybrid-Antrieb hindeutet.
Bei etlichen Details merkt man, dass der Golf gerne in einer höheren Klasse mitmischen möchte, was den Auris im direkten Vergleich schlechter dastehen lässt, als er ist. Hier kann man VW einfach nur gratulieren, dass sie es schaffen, die Konkurrenz in den Schatten zu stellen.
Warum dann aber trotzdem ein Auris und kein Golf? Der Auris hat eine äußerst interessante Technik, bei der ich wenig Probleme erwarte. Den Antrieb gibt es in ähnlicher Form seit 18 Jahren in Serie, ohne dass größere Probleme bekannt sind. Die Technik ist wartungsarm und einfach nur genial. Zudem hatte ich vorher auch schon einmal einen Toyota, der absolut problemlos 200.000km lief, bevor er verkauft wurde. Das schafft Vertrauen.
Wie ich zum Auris kam
Bedingt durch einen Job-Wechsel kam ich in Verlegenheit mir mal wieder ein Auto privat zu kaufen. Ein Gebrauchter in der Golf-Klasse sollte her, aber möglichst ohen Kostentreiber wie Zahnriemen, anfällige Steuerketten, Partikelfilter, Turbo etc. Also ab zu den üblichen Gebrauchtwagenbörsen. Nach mehreren Firmenwagen habe ich mich an so einiges an Ausstattung gewöhnt, also habe ich darüber gesucht. Das Ergebnis war ernüchternd: Fast nur BMW 5er oder Mercedes E-Klasse – beides keine Fahrzeuge die ich privat unterhalten möchte.
Also ging die Suche nach einem Kompromiss los. Viel Ausstattung für schmales Geld und niedrige Kosten im Unterhalt führten mich zum Toyota Prius. Der Prius hat mich eh schon immer vom Antrieb her fasziniert und ich war auch schonmal einen Auris I HSD Probe gefahren. Als Handschalter-Fan konnte mich diese Automatik als erste überzeugen. Aber es war seinerzeit einfach nicht realistisch (Prius zu teuer, Auris I HSD zu kleiner Kofferraum). Ich hatte dann auch einen gebrauchten Prius III nur wenige Kilometer vom Wohnort beim Toyota-Händler entdeckt und das mit einer traumhaften Ausstattung (Solardach, Leder, Navi...). Es gab aber viele Kleinigkeiten, die mich beim Prius doch störten: Geräuschkulisse, Kofferraumabdeckung, keine Komfort-Blinker usw. Fast schon damit abgefunden, bin ich dann über den Auris TS HSD gestoßen, bei dem die Akkus nicht den Kofferraum verbauten. Und auch das Angebot des Händlers war interessant: Tageszulassung Auris Hybrid als Kombi mit gut 20% Nachlass gegenüber dem Listenpreis und das bei 1,99% effektivem Jahreszins. Das klang richtig gut und sollte noch besser werden. Die Ausstattung war in den mir wichtigen Punkten fast wie bei meinem Golf oder lässt sich nachrüsten. Bei einer Probefahrt konnte der Auris dann auch überzeugen. Nicht dass es eine „Liebesheirat“ werden sollte, eher eine „Zweckehe“. Wirklich emotional sportlich ist das Auto nämlich nicht – er hat andere Vorzüge.
Das Finanzierungsangebot kam ein paar Tage später und der Kauf war perfekt. Etwas abschreckend war die Versicherungseinstufung, aber irgendwas ist ja immer.
Und das ist er: Ein weißer Executive mit dem Xenon-Paket aus 2014 noch vor RDKS. Scheibentönung kommt noch, wobei ich da einem Profi mehr vertraue als der Toyota-Werkstatt. AHK ist schon halb verbaut. Standheizung – schau mer mal...
Der Kontrast zum Golf
„Mein“ altes Auto war ein Golf 7 als Variant mit 2 Liter Diesel (150PS) als Handschalter. Die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen – lediglich Vollleder und einige Assistenzsysteme habe ich im Konfigurator weggelassen. Auch wenn ich bisher jedes Auto einigermaßen sparsam gefahren bin, merkte ich doch eine etwas andere Einstellung, wenn der Sprit nichts kostet.
Außen wirkt der Golf viel sachlicher – bösartige Zungen würden langweiliger sagen – als der Auris. Aber immerhin hat er ein schöneres Heck bekommen als der Vorgänger, auch wenn mir sonst der Golf 6 besser gefallen hat. Auffällig ist, dass beim Golf die Räder irgendwie mit zum Auto gehören. Beim Auris wirken sie (vermutlich durch die riesigen Radkästen) wie ein Fremdkörper. Hier könnten die Designer bei zukünftigen Modellen nachbessern. Sonst finde ich den Auris wirklich schön.
Innen muss man die Sitze und das Cockpit voneinander trennen. Die Sitze in beiden Fahrzeugen sehen sich sehr ähnlich, sind es aber nicht. Die Sitze im Auris sind zwar nicht schlecht und man findet auch eine gute Sitzposition. Im Golf sind die Sitze aber besser und man findet eine nahezu perfekte Sitzposition. Die Beinauflage im Golf ist länger, die Sitzneigung lässt sich einstellen und es gibt mehr Seitenhalt. Auf der hinteren Sitzbank bietet (subjektiv) der Golf etwas mehr Platz.
Beim Cockpit kann Toyota mit (Kunst)-Leder im Armaturenbrett überraschen – das gibt’s beim Golf nicht. Die Materialanmutung ist sonst auf den ersten Blick sehr ähnlich. Auf den zweiten Blick merkt man, dass der Auris etwas einfacher ist. Da ich niemand bin, der permanent über das Plastik fast, muss es bei dieser Einschätzung bleiben.
Bei beiden Fahrzeugen sind Rundinstrumente verbaut, wobei beim Auris ein „Energeimesser“ anstelle des Drehzahlmessers verbaut ist. Ein HUD haben beide nicht. Der Tacho ist beim Golf durch die feinere Unterteilung bei niedrigen Geschwindigkeiten besser ablesbar. Auch sind die Zahlen beim Golf so angepasst, dass man sie, ohne den Kopf drehen zu müssen, gut ablesen kann. Die Bedienung unterscheidet sich im Detail (z.B. Lichtschalter) ist bei beiden aber weitgehend intuitiv. Der Tempomat geht beim Auris erst ab gut 40km/h rein, was sehr schade ist – so erfordert es einen sehr ruhigen rechten Fuß, um in einer 30er Zone die Geschwindigkeit zu halten.
Im Auris ist noch eine richtige Handbremse verbaut, im Golf eine elektrische Handbremse. Durch die Automatik braucht man beim Auris die Handbremse nur beim Abstellen des Fahrzeugs. Die elektrische Handbremse des Golfs (mit Feststellautomatik) arbeitet weitgehendst unauffällig. Manchmal löst sie sich etwas schwer, wobei es hierfür ein Software-Update geben soll.
Radio und Media ist auf den ersten Blick bei beiden ähnlich und gut. Der Golf hatte ein Navi, von dem ich aber nicht begeistert war. Mein Auris hat kein Navi, wobei das Navi des Auris auch nicht gerade das beste sein soll. Wirklich schlecht gelöst ist, das CD-Laufwerk des Golfs im Handschuhfach. Eine CD während der Fahrt zu wechseln ist nicht zu empfehlen, da zu Gefährlich. Der Golf hat 2 SD-Karten-Slots (einer ist für die Navi-Karte) und ein Media-IN mit proprietären Anschluss, für den es verschiedene Adapter gibt (z.B. USB, iPod). Der Auris hat ein USB- und ein AUX-IN, wobei die Ordnernavigation nicht so gelungen ist. Der Navi-Bildschirm und die Klimaregelung ist beim Golf zum Fahrer hingeneigt, beim Auris nicht. Das Touch-Display im Auris reagiert flotter und präziser als beim Golf.
Beim Ladeabteil nehmen sich beide nicht viel von den Zahlen her. Der Golf hat hinter den hinteren Radkästen links und rechts je ein kleines Ablagefach. Beim Auris ist alles eben. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Dem Auris fehlt die Durchlademöglichkeit (ohne Skisack hat die aber auch beim Golf wenig Sinn).
Die Ablagen vorne haben beide ihren Nutzen. Flaschenhalter sind in den Türen vorhanden, eine Mittelarmlehne mit Fach haben beide. Besonderheit beim Auris: in der Mittelarmlehne befindet sich ein kleines Dokumentenfach. Schade ist, dass die Mittelarmlehne beim Auris einige Zentimeter höher ist, als die Armablage in der Türverkleidung. Vergeblich habe ich auch das Fach unterm Beifahrersitz gesucht. Positiv hingegen ist das Handschuhfach des Auris. Im Gegensatz zu dem vom Golf lässt sich das weit besser nutzen.
Zu kritisieren sind die Getränkehalter beim Golf. Ich kann zwar nachvollziehen, was man sich dabei gedacht hat, aber scheinbar hat während der Entwicklung niemand versucht einen Pappbecher mit heißem Kaffee dort reinzudrücken. Oder aber er hat sich dabei so die Hand verbrüht, dass er seine Erkenntnisse nicht mehr Dokumentieren konnte.
Zur Klimatisierung und Heizung kann ich beim Auris noch nicht viel sagen. Beim Golf war ich definitiv froh, dass ich die Standheizung hatte. Im Winter hat er lange gebraucht, um warm zu werden. Die Sitzeizung empfand ich beim Golf als „normal“. Beim Auris war ich positiv überrascht. Diese hat zwar nur 2 Stufen, wobei die höhere Stufe quasi sofort für einen warmen Sitz sorgt.
Der Antrieb könnte unterschiedlicher nicht sein. Diesel Handschalter vs. Benzin-Hybrid Automatik. Beide haben ihren Reiz. Privat möchte ich aber keinen Turbo-Motor, weswegen die Wahl auf den Hybriden gefallen ist. Die Automatik war nur ein Beiwerk. Der Hybrid fährt sich wesentlich komfortabler. Böse Zungen würden auch hier langweilig oder emotionslos sagen. Der Diesel sorgt durch seinen Punch für mehr Emotionen, nervt aber im Stadtverkehr oder beim Stop&Go. Gewöhnungsbedürftig ist beim Auris, dass er subjektiv kaum beschleunigt. Man hat kein Gefühl dafür wieviel Leistung er hat und ob man bedenkenlos überholen kann. So langsam gewöhne ich mich aber daran und lerne es auch richtig einzuschätzen. Bei meinem ersten Diesel vor ein paar Jahren, war es genau andersrum. Der Motor hat durch den Punch eine Bärenkraft vermittelt. Beim ersten Überholvorgang merkte ich dann, dass es ein Blender ist. Es ist nichts passiert, aber ich hatte doch ziemlich feuchte Hände. Aber da habe ich mich auch dran gewöhnt.
Bei einer meiner letzten Fahrten mit dem Golf auf der Autobahn hatte ich einen Auris HSD am Ende einer Baustelle vor mir. Der Golf beschleunigt im 5. Gang bei 80km/h schlechter als der Auris HSD. Klar hätte ich noch in den 4. (oder gar 3.) Gang runterschalten können, aber das wäre alltagsfern gewesen.
Beim Fahrwerk ist der Golf deutlich straffer abgestimmt. Ich habe da nie einen Gedanken über ein Sportfahrwerk verschwendet. Der Auris hingegen ist komfortabler abgestimmt, aber auch nicht butterweich. An manchen Stellen vermittelt er ein bisschen wenig Rückmeldung, wobei das noch im Rahmen ist. An die (für mich) perfekte Abstimmung zwischen Sportlichkeit und Komfort aus dem 2008er Focus kommen beide nicht ran. Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang noch, dass der Golf auch jenseits der 200 super auf der Straße liegt. Das kenne ich bei Kombis in der Klasse auch anders (z.B. Focus) – manche fangen an mit der Hinterachse zu „tänzeln“. In den Geschwindigkeitsbereich kann der Auris als Hybrid nicht vordringen. Fürs Autobahnholzen habe ich ihn aber auch nicht gekauft. Beim Auris beschränke ich mich auf Reisegeschwindigkeiten im Bereich 130-140 km/h.
Ein ähnliches Bild bei der Lenkung: Beim Golf direkter, mehr Rückmeldung und Rückstellkräfte, fühlt sich sportlicher an.
Bei der Sicht habe ist mir bisher bei beiden nichts sonderlich Negatives aufgefallen. Einen deutlichen Unterschied bietet die Rückfahrkamera. Beim Golf lässt sie sich nach meinem Empfinden besser die Position des Fahrzeugs einschätzen. Vielleicht ist es aber auch der Gewöhnungseffekt, da ich den Auris noch nicht lange habe. Die Rückfahrkamera beim Golf klappt übrigens aus dem Logo heraus, so dass sie während der Fahrt geschützt ist. Beim Auris hängt sie permanent im Freien, so dass sie sicher ab und an gereinigt werden muss.
Zum Licht kann ich bisher noch nicht viel sagen, außer dass beide Bi-Xenon mit Kurvenlicht haben. In der finsteren Nacht bin ich bisher noch nicht gefahren. Die Lichtautomatik beim Golf hat besser gearbeitet. Die Fernlichtautomatik hatte der Golf nicht (hatte ich weggelassen, da sie nicht so gut arbeiten sollte) – beim Auris funktioniert sie mal gut, mal weniger gut. Ich habe fast das Gefühl, dass sich der Auris durch einem reflektiertes Verkehrsschild erschrickt, wenn er aufblendet.
Beim Verbrauch lassen sich die beiden nicht vergleichen, da das Streckenprofil ist ein Anderes ist und ich auf der Autobahn werde mit dem Auris Geschwindigkeiten jenseits der 150km/h vermeiden werde. Ich hoffe beim Auris um die 5 Liter/100km zu landen. Beim Golf lag ich meiste zwischen 5 und 6 Liter, je nach Strecke und Stressfaktor. Es gab Strecken, bei denen der Bordcomputer auch mal 4 Liter oder weit über 7 Liter angezeigt hat.
Nach ca. 2500km zeigt der BC vom Auris übrigens 4,8 Liter an, wobei ich es anhand der Tankbelege noch nicht nachgerechnet habe.
Zwischenfazit
Der Auris ist richtig europäisch geworden. Man bekommt mit ihm einerseits ein Auto, dass mit der europäischen Konkurrenz locker mithalten kann. Andrerseits bekommt man mit ihm – und das finde ich noch viel interessanter – einen Prius, der nicht aussieht wie ein Prius. Nichts gegen das Design des Prius, aber man bekommt mit dem Prius gleich den Öko-Stempel aufgedrückt. Im Auris ist man da eher „incognito“ unterwegs und provoziert sein Umfeld weniger. Die Hybrid- und HSD-Aufschrift verschwindet auch noch, so dass nur noch das blau hinterlegte Logo auf den Hybrid-Antrieb hindeutet.
Bei etlichen Details merkt man, dass der Golf gerne in einer höheren Klasse mitmischen möchte, was den Auris im direkten Vergleich schlechter dastehen lässt, als er ist. Hier kann man VW einfach nur gratulieren, dass sie es schaffen, die Konkurrenz in den Schatten zu stellen.
Warum dann aber trotzdem ein Auris und kein Golf? Der Auris hat eine äußerst interessante Technik, bei der ich wenig Probleme erwarte. Den Antrieb gibt es in ähnlicher Form seit 18 Jahren in Serie, ohne dass größere Probleme bekannt sind. Die Technik ist wartungsarm und einfach nur genial. Zudem hatte ich vorher auch schon einmal einen Toyota, der absolut problemlos 200.000km lief, bevor er verkauft wurde. Das schafft Vertrauen.